Newsletter April 2017

"Es gibt nur einen Weg, sich über Spiel auszutauschen: von Herz zu Herz." 

Fred O. Donaldson

 


Liebe Eltern, liebe Interessierte, liebe Freunde

 

Zur Zeit beschäftigen mich die Zeilen des deutschen Kinderarztes und Buchautors Herbert Renz- Polster sehr. Ich möchte sie Ihnen deshalb nicht vorenthalten:

 

„Eine Generation, die zunehmend in den besten Lebensjahren mit Burnout zu kämpfen hat, entwirft für ihre eigenen Kinder einen Lebensweg mit noch mehr Tempo und noch mehr Leistung, noch mehr Förderung. Sie funktioniert Kindergärten zu Schulen um, weil sie glaubt, Kinder, die früh Mathe lernen, seien schneller am Ziel. Moment einmal- an welchem Ziel?“

 

Angebote wie Zwergensprache, Kleinkind- Hiphop oder Frühenglisch sind auch in unserer Region angekommen und somit ist es naheliegend, dass die Stundenpläne der noch kleinen Kinder immer mehr aussehen wie jene ihrer Eltern. Bücher mit Titeln wie „Die Mutter des Erfolgs“, „Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte“ schlagen in die gleiche Kerbe bei der weitverbreiteten Angst der Eltern, ihre Kinder nicht genügend zu fördern.

 

In unseren Spielräumen erleben wir, wie schwer es einigen Eltern fällt, ihr Kind einfach nur spielen zu lassen und auf seine enorme Kraft der Selbstentwicklung zu vertrauen. Dann ist es eine grosse Erleichterung, wenn sie nach und nach erleben, dass sie die Entwicklung ihres Kindes nicht „machen“ müssen, sondern nur zuständig sind, dass eine passende, spielfreundliche Umgebung bereitet ist.

 

Das Kind lernt spielend, nicht spielerisch.“ Gabriele Pohl

 

Spielen und Lernen sind keine Gegensätze, sondern ein absolutes Traumpaar! Denn Spielen ist die elementare Form des Lernens und bringt Kinder in ihrem Lern- und Entwicklungsprozessen voran. Spielen ist Lernen auf allen Ebenen und berührt unterschiedliche Dimensionen:

 

Die kreativ-fantasievolle Dimension des Spielens

„Ich spiele mit meiner Freundin, dass wir Pferde sind.“ Katharina, 5 Jahre

 

Die sensomotorische Dimension des Spielens

„Spielen ist cool, da kann man zusammen gut den Körper bewegen.“ Tristan, 8 Jahre

 

Die emotionale Dimension des Spielens

„Wenn ich spiele, muss ich oft lachen und fühle mich ganz leicht.“ Tanja, 5 Jahre

 

Die soziale Dimension des Spielens

„Spielen ist, wenn man zusammen Sachen macht.“ Sophia, 5 Jahre

 

Die kognitive Dimension des Spielens

„Bei mir ist es das Puzzeln. Ich liebe es, wenn so zwei oder mehr Dinger zusammenpassen.“ Paula, 6 Jahre

 

Die sprachlich-kommunikative Dimension des Spielens

„Spielen ist auch zum Versöhnen gut.“ Philine, 5 Jahre

 

Die kulturell-lebenspraktische Dimension des Spielens

„Ich spiele gerne Vater, Mutter, Kind und Schule.“ Anna, 6 Jahre

 

Die mathematisch-logische Dimension des Spielens

„Wir spielen DSDS und machen Videoclips und üben Tänze ein. Das ist voll anstrengend und macht voll Spass.“ Lea, 9 Jahre

 

Die naturwissenschaftliche Dimension des Spielens

„Im Sandkasten graben und Staudämme mit echtem Wasser bauen.“ Tom, 6 Jahre

 

Die technische Dimension des Spielens

„Wenn ich was repariere, so mit richtiger Technik, das mache ich supergerne.“Samuel, 6 Jahre

 

aus „Heute wieder nur gespielt- und dabei viel gelernt!“ Margrit Franz, Don Bosco Verlag

 

Die Kinder in den vielen Wiegestubegruppen würden sich ähnlich ausdrücken, ständen ihnen schon alle Worte dazu bereit. Kastanien einfüllen, ausleeren, umfüllen, Bälle sammeln, gemeinsam eine Strasse bauen und gleichzeitig wie das Gspänli die Puppe wollen, übers Dreieck klettern und Fadenspulen auftürmen, dem Tischfigurenspiel zuhören und den Sand durch die Finger rieseln lassen...

 

„Kindheit und Genialität haben denselben Grundimpuls: Neugier.“ Unbekannt

 

Ich möchte gerne eine Kindheitserinnerung mit Ihnen teilen. Meine Eltern waren beide leidenschaftliche Taucher und an fast jedem Wochenende gings mit Tauchfreunden und einer Horde Kinder an den Walen- oder Crestasee. Am Schwarzweissfernseher verfolgte unsere Familie mit grossem Interesse die Abenteuer des französichen Meeresbiologen Jaques Yves Cousteau. Kein Wunder also, dass mein Bruder und ich über Jahre die Szenen nachgespielt haben, sei es auf fiktiven Polarexpeditionen im Winter oder auf Forschungsreisen im Bach vor unserem Haus. Umso mehr freut es mich, dass sich mein grosses Vorbild in Sachen Pioniergeist und Neugier so zum Spiel äussert:

 

„Spielen ist eine Tätigkeit, die man nicht ernst genug nehmen kann.“ Jaques Yves Cousteau

 

Wie wir Entwicklung sehen und welche Bedeutung wir dem freien, selbstbestimmten Spielen beimessen, wird von unserer Einstellung geprägt. Zentral ist die Frage, welches Bild vom Menschen und welche Haltung gegenüber Kindern wir haben. Lassen Sie sich doch ab und zu von Ihren eigenen Kindheitserinnerungen tragen: Was haben Sie am liebsten gespielt? Wo und wie haben Sie sich frei und wild und unbeschwert gefühlt?

Eine amüsante, nachdenklich machende Geschichte finden Sie dazu auch hier

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen viel Freude beim Zusammensein mit Kindern! Ich mache Sie gerne darauf aufmerksam, dass die überarbeitete Broschüre mit dem neuen Namen „Digitale Medien als Spielverderber für Babys“ hienun erhältlich ist. Mit dem Kauf unserer Publikationen unterstützen Sie ganz direkt die Spielräume in Grabs! Vielen herzlichen Dank dafür!

 

Mit frühlingshaften Grüssen

Jeannette Berger

 


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