Newsletter Februar 2021

Liebe Eltern, liebe Freunde und Interessierte

»Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.«

ALBERT CAMUS

Iglu Storchennest, Bild S. Vetsch

 

Wie geht es Ihnen? 

 

Ich habe mir selber diese Frage eben auch gestellt.

Eigentlich geniesse ich es, so ohne Termine hier, Termine dort, in die Woche hinein zu starten. Meine Agenda ist so leer wie nie und es fühlt sich sehr, sehr frei an. Die Abende verbringe ich lesend, zünde viele Kerzen an und verschmelze auf diese Weise langsam mit dem Sofa.

Aber zwischendurch, da werde ich ungeduldig und unzufrieden... ich vermisse die Anlässe in unserem Kleintheater, das unbeschwerte Zusammenkommen mit einem Haufen Freunden, die Begegnungen mit den Eltern und Kindern in der Wiegestube, Diskussionen, in denen das Thema "Corona" nicht vorkommt.

 

In Zeiten, in denen wir mit Herausforderungen konfrontiert sind, über die wir keine Kontrolle haben, hilft nur eins: Die Dinge in Angriff zu nehmen, über die wir Kontrolle haben. Unsere Gedanken, unsere Gewohnheiten und die Gestaltung unseres Alltags. 

Die Coronakrise wartet mit einer ganzen Reihe Herausforderungen auf, von nervigen Unannehmlichkeiten bis zu knallharter Existenzbedrohung. 

Den größten Fehler, den wir jetzt begehen können, ist, diesen Winter einfach geschehen zu lassen, alle Last einfach zu ertragen und zu hoffen, dass der Frühling schon wieder alles irgendwie richten wird. Das ist eine passive Haltung, aus der nichts Gutes entstehen kann. 

Ein guter Winter

Alle psychologischen Belastungen, die wir jetzt ignorieren, stellen sich einfach hinten wieder an und treffen uns dann doppelt und dreifach. Nur was wir erkennen und benennen können, können wir irgendwie verändern. Die folgenden Fragen können uns auf unsere Spur bringen. Sie stammen aus dem Krisentagebuch "Ein guter Winter", welches hier gratis heruntergeladen werden kann...

Was sind deine Sorgen für den Winter?

Einmal aufzuschreiben, was du genau befürchtest, kann etwas Klarheit bringen. Wenn du weißt, welche Probleme dich erwarten, wirst du weniger von ihnen überrascht. In der Pandemie kommen wahrscheinlich einige Herausforderungen zu bereits bestehenden dazu. Einsamkeit, unklare Kinderbetreuung, eine mögliche Ansteckung, mögliche Spätfolgen, Jobunsicherheit, Lagerkoller, keine Möglichkeit zu verreisen, ein unklarer Ablauf des Alltags, wenig Ablenkung durch Freizeitaktivitäten, aufeinander hocken mit Familie ... Was bereitet dir Sorgen?

Was wünschst du dir für den Winter?

Dies ist eine intuitive Übung. Schreibe jetzt auf, was du dir für diesen Winter wünschst, ohne darüber nachzudenken. Schreibe einfach los und setz den Stift nicht ab, bis die Seite voll ist. Beginne mit „Für diesen Winter wünsche ich mir ...“.

 

Lies dir deine Worte abschließend durch und unterstreiche die Worte, die dir besonders wichtig erscheinen.

Wer sind deine sozialen Kontakte?

Schreibe nun auf, an welche Menschen du dich diesen Winter halten möchtest. Sei konsequent und denke nur an Menschen, die dir wirklich guttun. Diesen Winter gibt es keinen Platz für alte Affären und energieraubende Bekanntschaften.

Welche Freizeitaktivitäten tun dir gut?

Schreibe nun auf, was dich in deiner Freizeit wirklich erfüllt, entspannt, erheitert. Baden, Backen, joggen: Alles ist erlaubt. Aber auch hier gilt: Schluss mit unbefriedigenden Hobbys oder Aktivitäten, die du nur aus Gewohnheit oder falschem Verantwortungsbewusstsein machst. Du befindest dich in einer Pandemie, deine seelische Gesundheit ist wichtiger, als alles andere. Verbringe deine Zeit dementsprechend.

Tagesuhr

Auf dem Blog "Geborgen wachsen" von Susanne Mierau, den ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte, habe ich die schöne Idee einer selber gestalteten Tagesuhr gefunden.

Gerade in diesen Wochen scheint es uns manchmal, dass die Tage breiig ineinander rinnen. Nicht nur den Kindern tut eine gewisse Struktur im Tagesverlauf gut, auch uns macht sie am Ende des Tages zufriedener. Bewusst gestaltete Momente der Ruhe folgen auf Aktivitäten, es gibt Dinge die erledigt werden müssen und Zeiten, die nur mir allein gehören. Eine solche Uhr kann mit schon etwas grösseren Kindern gemeinsam gestaltet werden, die Kleinen erkennen vielleicht Symbole oder kleine Zeichen. Das "Chlüpperli" wandert mit und zeigt, wo wir im Lauf des Tages stehen.

Diese kann in etwa so aussehen:                      oder auch so:

Draussenzeit

Mir persönlich gefallen Tagesstationen wie "Draussenzeit" oder "Pause" besonders gut. In der Natur spüren wir immer wieder eine Lebendigkeit, wie sie uns in diesen Tagen manchmal abhanden kommt. Genau diese Lebendigkeit stärkt unser Immunsystem und hilft uns, dass wir nicht in Starre und Angst verharren. 

Der Wald wartet mit Entdeckungen auf- da ein Schneckenhaus, dort ein abgenagter Tannenzapfen. Unserer Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Aber auch auf dem Spielplatz oder am Schlittelhang passieren kleine Wunder- wer sich eben noch isoliert und einsam fühlte, trifft auf Menschen. Und schon warten Kinder um miteinander und nebeneinander im Schnee zu toben oder Hänge hinunter zu rutschen. Denn was uns gut tut, brauchen auch unsere Kinder- nämlich Begegnungen und ein gewisses Mass an sozialen Kontakten. Wie sind wir in der Schweiz und im Liechtenstein gut dran- noch gehen die Kinder in den Kindergarten und die Schule, die Kitas haben regulären Betrieb, die Spielplätze und Spielgruppen sind offen. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass dies so bleibt!

Bei meinen Spaziergängen übers Grabser Riet habe ich etwas Spannendes festgestellt- bedeutend mehr Leute bleiben für einen Moment stehen um, natürlich immer mit Abstand, einen Schwatz zu halten. Mir scheint, solche Begegnungen werden in Zeiten von digitalen Meetings oder Home office viel mehr wertgeschätzt.

Pause

Die Selbstfürsorge ist mit Kindern eine grosse Herausforderung. Es ist okay, die eigenen Bedürfnisse im Blick zu haben. Wir sind nicht schlechte Eltern oder selbstsüchtig, weil wir auf unsere ganz normalen Bedürfnisse achten. Selbstfürsorge dient als Nährboden für die Liebe. Gerade jetzt sind viele gefordert. Es ist eine grosse Herausforderung für Familien, Home-office, Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Den Kindern gelingt es in der Regel viel besser, ihre Bedürfnisse unmittelbar kundzutun. Dass dies für uns Erwachsene manchmal zu viel ist und uns zusätzlich fordert, ist ganz normal. So normal wie auch die Bedürfnisse der Kinder normal sind.

Wenn es uns gelingt, bewusste Pausen in den Tag einzubauen, und seien sie nur für die Länge einer Tasse Tee oder einer kurzen Lektüre, üben wir uns beim "bei-mir-bleiben". Das gelingt vielleicht nicht von Anfang an gleich gut, gerade bei Kindern die sich an eine enge Betreuung oder Beschäftigungsanimation gewöhnt haben. Allerdings spüren genau diese Kinder sehr gut, wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit nur halbherzig bei ihnen sind. Wenn es uns gelingt, gut zu uns zu schauen und in solchen Momenten zu sagen: "Ich trinke meinen Kaffe und möchte nicht gestört werden. Nachher bin ich wieder für dich da", und nach unserer Pause nicht vergessen zu sagen: "Jetzt bin ich fertig, nun kann ich dir wieder zuhören/zusehen", dann lernt das Kind, dass es sich auf unsere Aussage und Zuwendung sicher verlassen kann. 

Wiegestube to go

Mit ganz grossem Bedauern mussten unsere Wiegestuben anfangs Jahr leider vorübergehend den Betrieb einstellen und in Winterpause gehen. Wie gerne hätten wir nach den Festtagen wieder gestartet und wie haben wir uns auf die vielen Kinder und Eltern gefreut! Nun freuen wir uns für alle Kinder, die von unserer Aktion "Wiegestube to go" profitieren. Es haben uns herzerwärmende Fotos erreicht, auf denen die Kinder in ihren eigenen vier Wänden mit dem ausgeliehenen Spiel-und Bewegungsmaterial der Wiegestube spielen. Mit dieser Aktion können die tollen Elemente trotz Pause ihre Dienste tun, Freude bereiten und die Wiegestube erhält einen mehr als willkommenen Zustupf zur Finanzierung der Miete. Ein grosses Dankeschön allen Eltern für die wunderbare Unterstützung dieser Idee! Am kommenden Samstag, 6. Februar, werden einige der Elemente wieder retour gebracht und warten auf neue schöne Plätze...

Wir hoffen, dass am 22. Februar die Massnahmen gelockert werden können und die Wiegestube wieder ihre Türe öffnen kann. In der Zwischenzeit wünsche ich allen Familien möglichst geruhsame Tage und viel Freude aneinander und miteinander.

 

Bleibt gesund und zuversichtlich...

allerbeste Grüsse

 

Jeannette Berger